Als ich zum ersten Mal früh morgens kurz nach Sonnenaufgang in Neumünster ankam, hatte ich noch keine Ahnung, was mich hier erwarten würde. Ich wusste nur, ich hatte ein Bewerbungsgespräch für ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Weder wusste ich, was dort passiert und was genau eigentlich ein FSJ bei Schüler*innen Helfen Leben ist, noch wusste ich, dass ich schon an diesem Tag einige der Menschen treffe, mit denen ich bald mehr als ein ganzes Jahr intensiv zusammen verbringen werde. Mein FSJ ist nun lange vorbei, aber ich bin unterwegs, um mich wieder mit ihnen zu treffen. Rückblickend bin ich froh, vor inzwischen fast zwei Jahren, für das Bewerbungsgespräch nach Neumünster gefahren zu sein.

Es ist nicht einfach und eigentlich auch nicht möglich, ein Jahr, das auf so unterschiedlichen Ebenen prägend war, nur kurz zusammenzufassen. Am besten lässt sich vermutlich bei dem beginnen, was für uns alle auch am Anfang im Vordergrund stand: Unsere Stelle.

In meinem Falle war das die Kampagnenbetreuung. Schon vor dem FSJ hatte ich Interesse am kreativen Arbeiten, an Design und an Videoschnitt. Dies war einer der Gründe, warum ich direkt interessiert war. Bei kleineren Projekten unter Freunden hatte ich schon die Möglichkeit gehabt, einige Dinge zu gestalten. Das FSJ bei Schüler*innen Helfen Leben wirkte also schon zu Beginn wie ein riesiges Feld an Aufgaben und Möglichkeiten, auf dem man sich austoben konnte – Adobe Photoshop, InDesign, Illustrator, Premiere und Co waren auf dem Computer bereits installiert und die Liste an Dingen, welche im Laufe des Jahres gestaltet werden wollten war lang. Es war die Rede von Flyern, Magazinen, Roll-Ups, Stellwänden, Animationen und Videos. Um darauf auch vorbereitet zu sein, bekam jede*r von uns von unseren Vorgänger*innen eine Einführung in die jeweilige Stelle und lernte so auch Gebiete kennen, auf denen er*sie bisher noch keinerlei Erfahrungen hatte. In meinem Falle war dies beispielsweise die Homepage, für die ich ebenfalls zuständig war. Auch die gemeinsame Arbeit mit Designagenturen und Druckereien oder das Gestalten von kompletten Materialpaketen, beispielsweise für unsere Benefizkonzerte, waren absolutes Neuland für mich.

Ich habe also bei diesem FSJ meinen Horizont erweitert und Dinge gelernt, die ich bisher nicht kannte. Allerdings lohnt sich der Blick weit hinter diesen „Arbeitshorizont“. Dort liegt nämlich noch viel mehr verborgen, was ein FSJ vermittelt und beispielsweise von einem Praktikum unterscheidet. Durch die Arbeit von Schüler*innen Helfen Leben als Jugendorganisation, die demokratische Struktur und die Zusammenarbeit der Projektregionen Deutschland, Südosteuropa und Jordanien erhielten all diese Aufgaben eine weitere wichtige Dimension. Fragen wie beispielsweise die Botschaften, welche durch Fotos vermittelt werden oder die Bedeutung von bestimmter Sprache spielten eine sehr große Rolle und gaben mir eine neue Sicht auf meine Aufgaben.

Vor allem die inhaltliche Arbeit von Schüler*innen Helfen Leben, die Vermittlung von Themen wie Antidiskriminierung und Migration und die Förderung einer offenen Gesellschaft waren immer das zentrale Ziel unserer Arbeit. Durch unsere tägliche Arbeit konnten wir uns ein großes Wissen über die Projektregionen und die damit verbundenen Themen aneignen und uns mit unserer eigenen Situation auseinandersetzen. Das Jahr hat mir eine neue Sicht auf Privilegien, bestimmte gesellschaftliche Themen und die Bedeutung von Solidarität gegeben. Unzählige inspirierende Begegnungen, die Projektreise durch Südosteuropa und die gemeinsame Arbeit in unserem Team waren weitaus prägender als irgendeine Stellenbeschreibung zusammenfassen könnte.

Auch wenn ich vor zwei Jahren noch nicht wusste, dass das FSJ wohl mehr Fragen aufwirft als beantwortet, neue Interessen weckt und Möglichkeiten aufzeigt, über welche wir zuvor nie nachgedacht hätten, würde ich aus heutiger Sicht auf jeden Fall wieder den Weg nach Neumünster gehen. Also mach du es auch!