30 Jahre nach dem Genozid in Srebrenica – Unsere Geschichte, unser Versprechen
Content Note: Genozid, Gewaltverbrechen
Am 11. Juli 2025 jährt sich der Genozid an den Bosniak*innen in der UN-Schutzzone Srebrenica zum 30. Mal.
In diesen Tagen erinnern wir an mindestens 8.372 ermordete und vermisste Menschen – darunter nicht nur Männer und Jungen, sondern auch Frauen, Kinder und ältere Personen.
Der Genozid gegen Bosniak*innen in Srebrenica umfasst die systematische Zerstörung des Zivillebens, Hungersnöte, Massenexekutionen und -vergewaltigungen sowie weitere Folter- und Gewaltverbrechen über mehrere Jahre im ganzen Land.
Dieser Genozid wurde systematisch durch politische und militärische Strukturen der sogenannten Republika Srpska unter Führung von Radovan Karadžić und Ratko Mladić begangen, mit Unterstützung des Milošević-Regimes in Belgrad. Auch wenn bis heute viele Täter*innen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, gibt es über 50 rechtskräftige Verurteilungen durch internationale und nationale Gerichte, die das Geschehen deutlich als Genozid einordnen – u. a. durch den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien und den Internationalen Gerichtshof.
Trotz der erklärten UN-Schutzzone wurde die bosniakische Zivilbevölkerung in Srebrenica im Juli 1995 weitgehend sich selbst überlassen. Während über 20.000 Frauen, Kinder und ältere Menschen Zuflucht im UN-Stützpunkt in Potočari suchten, versuchten tausende Männer durch die Wälder Richtung Tuzla zu entkommen. Viele von ihnen wurden unterwegs gefasst und systematisch hingerichtet.
Die Aufarbeitung und Erinnerung ist bis heute wichtig, gerade weil in Teilen Bosnien-Herzegowinas und Serbiens der Genozid immer noch geleugnet, Kriegsverbrecher*innen glorifiziert und Rückkehrer*innen diskriminiert werden.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Gedenkens steht die Botschaft: „Unsere Geschichte, unser Versprechen“ getragen von den Überlebenden und Angehörigen der Opfer, die seit Jahrzehnten für die Anerkennung und Aufarbeitung des Genozids und ein gerechtes Gedenken an die Opfer kämpfen.
Das Symbol der Erinnerung ist die weiße Blume von Srebrenica. Mit elf Blütenblättern für den 11. Juli, der von der UN-Generalversammlung 2024 offiziell zum Internationalen Tag des Gedenkens an den Genozid in Srebrenica erklärt wurde.
Empfehlungen zu Literatur und Medien
Wer sich näher mit dem Thema auseinandersetzen möchte, findet hier einige ausgewählte Empfehlungen:
- Hasan Nuhanović: The Last Refuge – Zeugnis eines Überlebenden und ehemaliger Dolmetscher der UN in Srebrenica
- Emir Suljagić: Postcards from the Grave – eindringlicher autobiografischer Bericht eines damaligen Teenagers
- Film: Quo Vadis, Aida? (Regie: Jasmila Žbanić) – international preisgekrönter Spielfilm, erzählt aus der Perspektive einer Dolmetscherin im UN-Lager in Potočari
- Dokumentarfilm: A Cry from the Grave – erschütternde BBC-Dokumentation über die Ereignisse in und um Srebrenica
- Dokumentarfilm: My Father’s Diaries (I diari di mio padre, Regie: Ado Hasanović, 2024) – ein persönliches Vermächtnis: Alte VHS-Aufnahmen und Tagebücher des Vaters werden zu einem eindrucksvollen Porträt einer Familie und ihres Umgangs mit Krieg und Trauma
- Podcast: Irma. Das Kind aus Srebrenica (DIE ZEIT) – fünfteilige Podcast-Dokumentation von Bastian Berbner und Simone Gaul über ein einjähriges Mädchen, das während des Genozids einer niederländischen UN-Soldatin übergeben wurde
- Podcast: Srebrenica: Genocide in the Heart of Europe (BBC) – kompakter und gut recherchierter Überblick für den Einstieg
Ein herzlicher Dank geht an unsere Kolleg*innen aus dem SHL Büro in Sarajevo für diesen wichtigen und ausführlichen Artikel und die Empfehlungen für einen tieferen Einstieg in das Thema.
Wir von Schüler*innen Helfen Leben stehen für eine Jugend, die laut bleibt für Vielfalt, Chancengerechtigkeit und gegenseitigen Respekt. Wir gedenken den Opfern von Srebrenica.