Es ist der Morgen des 22. September. Wir sind gerade aus dem Zug gestiegen, der uns über Nacht von Berlin nach Budapest gebracht hat und machen uns nun auf den Weg zum Van, um nach Novi Sad zu kommen. Wir sind ein bisschen müde, aber trotzdem voller Vorfreude, als wir der serbischen Grenze näherkommen. Kurz vorher realisieren wir, dass es für viele von uns das erste Mal ist, dass wir die EU verlassen und damit auch das erste Mal, dass wir eine Grenze mit Kontrolle passieren.  Da nur wir und der Fahrer im Van waren, ging das dann aber doch ganz schnell.  

In Novi Sad haben wir das alternative Kulturzentrum CK13 besucht, das verschiedene Projekte auf die Beine stellt. Dazu gehört eine Bücherei mit zum Teil selbst übersetzten Texten über Themen, die im eher konservativ geprägten Serbien nicht verbreitet sind (zum Beispiel Grüne Politik oder Gender). Damit versuchen die Projekt-Initiator*innen ein Bewusstsein für diese Themen zu schaffen und Veränderung zu bewirken. Außerdem gibt es eine eigene Radiostation, in der die Engagierten Sendungen gestalten sowie eine Solidaritätsküche, in der Freiwillige vegane Mahlzeiten für Bedürftige kochen. Den größten Teil macht aber der Veranstaltungsraum aus, der von CK13 und weiteren Organisation genutzt wird. Am Abend unseres Besuchs fand dort etwa eine Benefizauktion statt. Für uns war es sehr spannend, mit den Engagierten vor Ort ins Gespräch zu kommen, da alle mit viel Herz dabei sind. 

Am nächsten Morgen konnten wir Novi Sad erkunden und danach ging es für uns im Schnellzug, der tatsächlich sehr gemütlich und sogar eine Minute zu früh war, nach Belgrad. Dort haben wir uns mit unseren Partner*innen von Atina in ihrem Bagelstore getroffen. Atina ist eine Organisation, die im Bereich Frauenrechte und Feminismus aktiv ist. So unterstützen sie unter anderem Frauen, die von Ausbeutung betroffen sind und haben deshalb auch mehrere Safe-Häuser in Belgrad. Den Bagelstore betreiben sie zum einen als soziale Integrationsmaßnahme für diese Frauen, zum anderen ist er eine wichtige Einnahmequelle. Besonders ist, dass Atina keine finanzielle Unterstützung von der serbischen Regierung erhält, aber trotzdem häufig Frauen von offiziellen Stellen vermittelt bekommt. Atina betreibt darüber hinaus auch Kampagnenarbeit und klärt in Workshops insbesondere junge Frauen darüber auf, welche Rechte sie haben. Den Besuch von Atina fanden wir sehr beeindruckend, da uns die Mitarbeiterinnen, die oft seit 20 Jahren dabei sind, viele Fallbeispiele erklären konnten.  

In Belgrad bekamen wir abends noch eine kleine Stadtführung von Filip aus dem SAME-Netzwerk und am nächsten Morgen ging es mit dem Bus in Richtung Bosnien & Herzegowina. An dieser Grenze brauchten wir zwar aufgrund des vollen Busses etwas länger, konnten aber auch hier problemlos passieren. 

Da wir dann relativ spät am Abend in Sarajevo angekommen sind, haben wir uns erst am nächsten Morgen mit unseren Partnerprojekten getroffen. Zuerst haben wir das Jugendmediennetzwerk ONAuBiH besucht, das unter anderem das einzige Jugendmagazin Bosnien-Herzegowinas, Karike herausbringt, welches vor allem online erscheint. Darin behandeln sie alle Themen, die bosnische Jugendliche interessieren, unter anderem gibt es die Rubrik „Frag einen Psychologen“ sowie eine Rubrik, in der junge LGBTQIA* erzählen, wie sie leben. Die Arbeit von ONAuBiH ist sehr wichtig, weil sie junge Menschen in Bosnien & Herzegowina über Themen informieren, die sonst in den Medien keine Beachtung finden und so auch hoffen, etwas positiv verändern zu können. Wir fanden es spannend mit den Engagierten zu sprechen, da wir schnell merkten, mit wie viel Motivation und Begeisterung sie dabei sind. 

Danach haben wir uns mit der landesweiten Schüler*innenvertretung ASuBiH getroffen, die sich für mehr Jugendpartizipation und ein besseres Bildungssystem einsetzt. So streitet sie dafür, dass in Schulen künftig nicht mehr nach Ethnie getrennt unterrichtet wird, was bisher oft der Fall ist. Außerdem organisiert sie seit einigen Jahren den Sozialen Tag in Bosnien & Herzegowina. Es war besonders schön, die persönlichen Geschichten zu hören, die mit ASuBiH verbunden sind. 

Danach hatten wir noch Zeit, Sarajevo zu erkunden. Wir waren zum Beispiel im Museum der Kriegsverbrechen und des Genozids, das wir sehr beeindruckend fanden. Am nächsten Morgen trafen wir uns dann mit unseren Kolleg*innen von SHL Sarajevo. Mit ihnen sind wir zuerst ins SHL-House gefahren, das sie als Seminarhaus für eigene und externe Seminare nutzen. Dann ging es ins Büro Sarajevo, wo wir ein bisschen mehr über die Arbeit von SHL Sarajevo erfahren haben. So wird dort die Young Leaders Academy organisiert, die über zwei Jahre geht und junge Engagierte aus dem ganzen Land durch verschiedene Seminare und Praktika fördert. Ein neuer Young Leaders-Jahrgang ist letzte Woche gestartet, weswegen dort auch relativ viel los war. Die Atmosphäre war dennoch oder vielleicht gerade deswegen sehr begeisternd. 

Danach ging es für uns in den Kosovo und nach Nordmazedonien. Unsere Eindrücke von dort teilen wir bald, dann findet ihr hier mehr Informationen dazu.